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Warum wir Probleme lieben – und wie du den Fokus drehst

Warum wir Probleme lieben – und wie du den Fokus drehst

Probleme faszinieren uns. Nicht, weil wir sie mögen – sondern weil unser Gehirn darauf programmiert ist, ihnen mehr Gewicht zu geben als allem Positiven. Kaum jemand würde offen zugeben, problemorientiert zu denken. Trotzdem erwischen wir uns immer wieder beim Grübeln, beim Dramatisieren oder beim Festbeißen an dem, was nicht funktioniert. Selbst Menschen, die sich bewusst eine lösungsorientierte Haltung vorgenommen haben, verfallen regelmäßig in den Problemfokus.

Warum?
Die Antwort liefert ein einfaches, aber eindrucksvolles psychologisches Experiment.

 

Die Macht der Perspektive: 70 % Erfolg vs. 30 % Misserfolg

Probanden sollten eine Operation bewerten. Gruppe A hörte: „Die Operation ist zu 70 % erfolgreich.“
Gruppe B hörte: „In 30 % der Fälle ist sie nicht erfolgreich.“

Beide Aussagen sind mathematisch identisch.
Doch die Wirkung ist komplett unterschiedlich.

Menschen, die zuerst das Negative hören, bleiben in dieser Perspektive hängen. Später fällt es ihnen schwer, die positive Seite überhaupt noch wahrzunehmen. Die negative Färbung bleibt bestehen – wie ein Filter, der alles danach durchzieht.

Dieses Prinzip begegnet uns überall:

  • in Teams
  • in Führungssituationen
  • in Gesprächen mit Mitarbeitern
  • in Projekten
  • aber auch in jeder privaten Beziehung

Sobald das Negative zuerst ausgesprochen wird, entsteht ein Problemfokus.

Und dieser Fokus wirkt wie eine rote Brille:
Er macht nicht nur das Problem größer, sondern beeinflusst auch die Art, wie wir es lösen wollen.


Warum der Problemfokus so gefährlich ist

Ein dominanter Problemfokus führt dazu, dass:

  • Menschen sich überfordert fühlen
  • der Blick auf vorhandene Ressourcen verloren geht
  • Lösungen kleiner wirken als das Problem
  • Motivation sinkt
  • das Gesprächsklima kippt

Es entsteht ein Gefühl von „Zu groß, zu schwierig, zu viel.“
Und genau das blockiert Veränderung.


Die einfache, aber wirkungsvolle Alternative

Lösungsorientierte Gesprächsführung beginnt bewusst auf der positiven Seite.

Nicht als Schönreden.
Nicht als Wegdrücken.

Sondern als professionelle Steuerung der Perspektive.

Stelle konsequent diese Fragen zuerst:

  • Was läuft bereits gut?
  • Was haben wir schon geschafft?
  • Was funktioniert trotz allem?

Erst danach:

  • Was fehlt noch?
  • Was ist offen?
  • Wo müssen wir nachjustieren?

Dieser Aufbau schafft Balance.
Es entsteht ein realistisches Gesamtbild – kein verzerrtes.

Die Beteiligten fühlen sich:

  • stabiler
  • klarer
  • handlungsfähiger
  • motivierter

Und die Lösung rückt automatisch näher.


Warum dieser Perspektivwechsel so wertvoll ist – gerade in der Führung

Als Coach ist dieser bewusst gesetzte Perspektivwechsel ein echter Game-Changer. Er ist eines der wirksamsten Werkzeuge überhaupt, wenn Menschen feststecken, Probleme überhöhen oder ihren eigenen Handlungsspielraum nicht mehr erkennen.

In der Führungskräfteentwicklung gilt er als Schlüsselkompetenz:

  • für konstruktive Teammeetings
  • für motivierende Mitarbeitergespräche
  • für konfliktsensible Kommunikation
  • für strategische Entscheidungen unter Druck
  • für nachhaltige Problemlösung statt Eskalation

Führungskräfte, die Perspektiven bewusst steuern können, schaffen Klarheit ohne Verharmlosung – und stärken gleichzeitig das Mindset ihres Teams.


Weblinks

Titel & Link Autoren & Quelle Jahr & Typ Beschreibung
1. Framing-Effekt: 70% Erfolg vs. 30% Misserfolg
The Framing of Decisions and the Psychology of Choice
Tversky, A. & Kahneman, D.
Science, 211(4481), 453-458
1981
Originalquelle 29k+ Zit.
Die Grundlagenstudie zum Framing-Effekt mit dem berühmten 70%/30%-Experiment über Operationsbewertungen. Meilenstein der Verhaltensökonomie.
2. Negativity Bias (Warum wir Negativem mehr Gewicht geben)
Not all emotions are created equal: The negativity bias in social-cognitive development
Vaish, A., Grossmann, T. & Woodward, A.
Psychological Bulletin, 134(3)
2008
Hochzitiert 1.8k+ Zit.
Umfassende Studie über negativen Bias. Zeigt, dass Menschen deutlich mehr Aufmerksamkeit und kognitive Ressourcen für Negatives aufwenden.
A theory of the neural mechanisms underlying negative cognitive bias
Jiang, Y., Beck, J., He, K. & Karp, J.S.
PMC - NIH
2024
Aktuelle Forschung
Neurowissenschaftliche Analyse der Mechanismen hinter negativem Bias. Beschreibt Rolle von Amygdala, Hippocampus und präfrontalem Kortex.
3. Lösungsfokussierte Kommunikation – Empirische Wirksamkeit
The Effect of Solution-Focused Versus Problem-Focused Questions
Neipp, M.C., Beyebach, M. & Nuñez, R.M.
Journal of Counseling & Development, 94(3)
2016
RCT-Studie
Randomisierte kontrollierte Studie: Lösungsfokussierte Fragen führten zu höherer Selbstwirksamkeit (p=.001), mehr Handlungsschritten und weniger negativem Affekt.
Simply effective? The differential effects of solution-focused and problem-focused questions
Solms, L., Steudte-Schmiedgen, S., Birkeland, B. & Schnell, K.
Frontiers in Psychology, 13
2022
Replikationsstudie
Bestätigung der positiven Effekte lösungsfokussierter Fragen auf Affekt, Selbstwirksamkeit und Zielerreichung mit messbaren Unterschieden.
4. Lösungsfokussierte Führung in der Praxis
How transformational leadership works during team interactions
Lehmann-Willenbrock, N., Meinecke, A.L., Rowold, J. & Kauffeld, S.
Journal of Experimental Social Psychology, 61
2015
Feldforschung 257 Zit.
Analyse von 30 Problemlösungsmeetings (30.128 Verhaltensinstanzen). Nachweis: Transformationale Führung funktioniert durch lösungsfokussierte Kommunikation.
A Microanalysis of the Change in Interactive Functions during Leadership Communication
Godat, D. & Czerny, E.J.
Journal of Systemic Therapies & Consulting
2025
Neueste Forschung
Mikroanalyse von Führungsgesprächen vor/nach lösungsfokussiertem Training. Messbare Veränderungen in Fragetechniken und aufmerksamer Kommunikation.
Effects of solution-focused leadership training on productivity and behaviour
Hoffmann, K., Lueger, G. & Luisser, P.
CLUES Forschungsprojekt
2005
Praxisstudie
Empirische Studie zur Wirkung lösungsfokussierten Führungstrainings auf Kommunikation, Motivation und Mitarbeiterkompetenz.
5. Solution-Focused Brief Therapy (SFBT) – Ursprung & Theorie
Steve de Shazer, Insoo Kim Berg and Solution Focused Brief Therapy
De Shazer, S. & Berg, I.K.
Taylor & Francis Publishers
1978-1987
Klassiker
Umfassende Darstellung der SFBT-Entwicklung. Basierend auf tausenden Stunden Therapiebeobachtung. Nachweis: Lösungsfokus ermöglicht schnellere Fortschritte.
Solution-focused brief therapy
Wikipedia
Mit akademischen Referenzen
Fortlaufend
Übersicht
Umfassende Übersicht über Geschichte, Entwicklung und Anwendungen von SFBT mit Links zu akademischen Quellen.
6. Loss Aversion & Prospect Theory
Prospect Theory: An Analysis of Decision under Risk
Kahneman, D. & Tversky, A.
Econometrica, 47(2)
1979
Nobelpreis 50k+ Zit.
Grundlagenforschung: Verluste werden psychologisch etwa doppelt so stark gewichtet wie Gewinne. Evolutionäre Begründung des Negativity Bias.
7. Positive Führungskommunikation & Teamperformance
The power of Positive Leadership: Communication and meaning
Langley Group
Blog Forschungszusammenfassung
2025
Aktuell
4:1 Verhältnis positiv/negativ mit höchster Teamleistung korreliert. Positive Führungskommunikation erhöht Vertrauen und Motivation signifikant.

✓ Alle Quellen sind peer-reviewed oder aus etablierten akademischen Verlagen
✓ Kombiniert klassische Grundlagenstudien (1979) mit aktueller Forschung (2025)
✓ Deckt neurowissenschaftliche, psychologische und praktische Perspektiven ab
✓ Zit. = Zitierungen (Impact-Indikator)

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ÜBER DEN AUTOR

Autor

Nils Mewus

Ich bin ganzheitlicher, systemischer Berater, Coach, Dozent und Trainer. Ich habe vieles ausprobiert und am eigenem Leib erfahren. Nach drei Rückschlägen startete ich 2020 neu. Niederlagen sind nur Zwischenergebnisse auf dem Weg zum Erfolg. Setze auf die richtigen Dinge mit der richtigen Haltung, dann bringt die Veränderung nur Gutes.

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